Hans Paasche (1881-1920) – Deutscher Schriftsteller
In diesem Artikel haben wir die besten Sprüche und Zitate von Hans Paasche für Sie zusammengestellt.
ein jeder sieht die Welt und seine eigne Stellung von der Mitte seines Kreises aus.
Die Frauen bewegen sich in ihren Leibgerüsten wie aufrechtgehende Schildkröten.
Ich aber fand, daß alle diese Narren nur unterwegs waren, nicht um zu leben und Gutes zu arbeiten, sondern nur, damit die Wagen fahren können oder damit das wieder gutgemacht werde, was durch das Hinundherfahren an Schaden entsteht. Wenn alle diese Narren auf ihrem Acker blieben und bei ihren Kindern, dann brauchten keine Wagen auf Eisenbalken zu fahren, und wenn keine Wagen fahren, könnten alle einen Acker haben und glücklich sein.
Ich glaube, daß auch das Kochen von den Männern erfunden wurde, um den Frauen Zeit zum Denken zu nehmen und sie in Dummheit zu halten.
Allerdings warnen wir davor, die Franzosen ganz zu vernichten, weil dann ja keine Möglichkeit künftiger Kriege mit ihnen bestände.
Ich habe, wie alle freien Deutschen … keine Jugend gehabt. Knechtsgeist umwehte meine Kindheit; nicht leben sollte ich, nicht lieben, weil die Unfreien und Feigen, diese vorige Generation, den ganzen Haß der Unerlösten als Erziehung auf mein aufblühendes Leben warfen, bis sie in ihrer Teufelei mich gerade für gut hielten, für ihre Narrheiten in den Tod zu gehen. Ich verkörpere deutsches Schicksal.
Die Wildnis und alle Unberührtheit der Völker ist wie ein echtes Weib. Sie wird den nicht lieben, der sich ihr naht, sie zu belehren und zu knechten, sondern den, der ihr zu lauschen weiß! Wie arm und elend sind wir geworden, weil wir den Schwarzen unsern schädlichen Begriff von Leben und Arbeit brachten, und Weltmarktware aus ihnen erpreßten; und wieviel verdankt unsere Kunst der Unkultur, seit wir vor Holzgötzen andächtig stehen, und aus schwarzen Händen nehmen, was sie gerne geben. Es gibt nur eine Möglichkeit, Volk unter Völkern zu sein; glückliches Volk: sich restlos in die andern zu verlieben.
Ich bin zufrieden, wenn ich eine Hütte habe, neben Bananen und Kokospalmen.
Die Welt ist uns verschlossen, wenn wir sie mit den alten Idealen betreten: wirtschaftlich, kapitalistisch, imperialistisch.
Mache dir das ganz klar, Deutscher: Du bis ausgestoßen aus der Gemeinschaft der Völker, wenn du nicht endlich Erbitterung zeigst gegen das System, das dich zum Henker deiner Nachbarn machte und dich schließlich selbst zerschunden hat. Du hast dich anstiften lassen, friedliche, glückliche Länder zu überfallen und in eine hoffnungslose Wüste zu verwandeln. Dein feldgrauer, animalischer Gehorsam hat das Elend, die Trauer und Kraftlosigkeit dieser Zeit herbeigebracht. Und du sprichst nur von deutschen Interessen, bevor du einmal die Tränen der Verzweiflung mitgeweint hast, die die ganze Menschheit weinen muß beim Anblick der Landstriche, in denen wir Siegfried- oder Hindenburgstellung spielten. Die Welt steht dir nicht offen, bevor du Mensch wirst.
Der Wilde bekam das Vorrecht, geprügelt zu werden. Im Stile Alt-Heidelberg nahte sich der Deutsche dem Palmenstrand. Als Korpsstudent, Reserveoffizier. Schlagend, voll Ehrgefühl, bierselig und ohne Kenntnis der Liebe. (…) Wer aber zählt die Tränen, die das kostete. Den Eingeborenen, den schwarzen, den weißen Frauen; aller Seele, aller Natur.
Wir müssen erkennen, daß keine Leistung Wert hat, wenn sie der Gewalt dient und nicht der Freiheit. Frei sein, das ist die einzige Bedingung für den, der glücklich sein und Glück verbreiten will.
Eine Generation, die nicht lebt und nicht zu lieben weiß, kann nichts schaffen, was Beachtung verdiene. Ihre Leistung trägt den Keim der Zerstörung in sich. Ihren Werken sehen wir an, daß unerlöste, unglückliche Menschen sie schufen.
Die Welt ist so schön und so reich. Sie bietet sich mit Sehnsucht und Liebe dem an, der mit Liebe hinaustritt, als Mensch unter Menschen.
Es gibt nur dies eine, was der Mensch dem Menschen, das Volk dem Volke bringen kann: das Beispiel der Freiheit. Alles andere fällt den Völkern von selbst zu. Die gefeierten Werte der Nationalökonomie, Geld, Ware, Verkehr sind hohl in den Händen eines unfreien Volkes und werden zur Gefahr für andere. Es ist keine Ordnung, keine Pünktlichkeit ohne Freiheit.
Den deutschen Juristen (…) sei gesagt, daß ihre Buchstabengläubigkeit, die typisch protestantisch ist, Rechthaberei ist und nicht Recht.
(…) denn noch immer neigt das Volk dazu, den zu vergöttern, der es mit Füßen tritt und den, der es zur Freiheit führen könnte, kraft konterrevolutionären Rechtes »auf der Flucht« zu erschießen. Ehe das Volk nicht durchsetzt, daß alle Hindenburgstraßen in Eisnerstraßen umgetauft werden, und zeigt, daß es zwischen Gewalt und Geist unterscheiden kann, ist keine Hoffnung, daß Deutsche in die Welt hinausgehen dürfen.
Sein trauriger Begriff von Arbeit und Pflicht, seine Bereitschaft zu untertänigem Gehorsam, seine irre Betriebsamkeit, die aus Mangel an Liebe kommt. Wenn er sich schon auf Pflicht beruft: Alle, die sich dafür bezahlen ließen, daß sie dem System der Lüge und Gewalt dienten, taten nur ihre Pflicht. (…) Die Pflicht gebot, jedes Verbrechen, jede Lüge, Gemeinheit, Treulosigkeit mit kalter Ruhe zu vertreten, wenn die militärische, staatliche, nationale Notwendigkeit das forderte.
Macht bessert den Menschen nicht. Wer einem Menschen Macht anvertraut, hat die Pflicht, ihn zu kontrollieren, sonst ist er mitschuldig an den Verbrechen, die er begeht.
Meine Mitschuld am Weltkriege besteht darin, daß ich den Irrsinn des Krieges schon vor dem Kriege erlebt hatte und mich bestimmen ließ, mein Gewissen zu beruhigen, zu schweigen oder gar im üblichen Stil über solche Dinge zu sprechen. Ich nenne das Schuld, obwohl es auch wirkliche, unmittelbare Schuld am Kriege gibt. Mir ist, als ob das Denken der Menschen schon vor 1914 hätte geändert werden können, wenn jeder, der in Afrika oder China Krieg erlebte, als Mensch laut gesprochen hätte, anstatt zu dulden, daß er als Held gefeiert wurde.
Gewiß, ich ging, als ich nach Deutschland zurückgekehrt war, zu den Generälen hin, die den Krieg verherrlichten und sagte ihnen: »Ihr irrt: Krieg ist nicht das, was Ihr darin seht, er ist ganz etwas anderes. Nichts an ihm ist frisch und fröhlich, nichts an ihm ist wahr und ehrlich, nichts ist klar; er beginnt mit Mißverständnis, wird mit Lüge geführt und endigt mit Verwirrung.« »Junger Mann,« sagte einer der Generäle, »was wissen Sie vom Krieg, wenn Sie sich in Afrika mit Negern herumgeschlagen haben. Ich habe drei Feldzüge mitgemacht …«
Es ist so unsinnig, Menschen zu erschießen und zu erschlagen, ganz unsinnig aber, wenn es sich, wie immer am Ende des Krieges, herausstellt, daß nicht einmal das eine sicher war: Es war dein Feind, den du tötetest! Oft töten die Krieger aus Angst um ihr eigenes Leben (…) Aus Angst also strafen die Menschen, aus Angst töten sie – gerade sie, die Krieger, die so tapfer und kühn erscheinen.
… Nach einigen Tagen hatte ich ein großes Gefecht, einen richtigen militärischen Erfolg mit so und so vielen Toten, worüber freudig nach der Heimat berichtet wurde.
Der Krieg bringt uns Menschen in Schwierigkeiten, denen wir nicht gewachsen sind. Furcht und Vorurteile, besonders der lügnerisch erzeugte Haß gegen den Feind machen uns Menschen blind. (…) Menschen werden getötet, Vorräte und Hütten verbrannt, Familien zerrissen, die Freiheit geschändet. Und das alles hat in Gefechtsberichten seinen besonderen, reizvollen Ausdruck.
Darum bekenne jeder, was er unterlassen, was er getan hat, rechne ab mit sich und seiner Vergangenheit, dann büße er und beginne ein neues Leben im Geiste und in der Wahrheit.
Ist der Kadavergehorsam wirklich tot, so muß auch das Kind bei uns frei sein, und wer ein Kind prügelt, gehört nicht in unsere Gemeinschaft.
Was hätte uns Deutsche in den Jahren nach 1900 zur Besinnung bringen können, wenn nicht der Vergleich mit der Fremde und mit der Wildnis? Denn was Hölderlin, Platen, Börne, was Schopenhauer, was Lassalle, Engels, was Herwegh, Nietzsche im eigenen Lande über uns gedacht hatten, das war über die Köpfe der Deutschen hingezogen wie ein Flug Kraniche.