Die besten Sprüche und Zitate von Jean Paul

Jean Paul (1763-1825) – Deutscher Dichter, Publizist und Pädagoge

In diesem Artikel haben wir die besten Sprüche und Zitate von Jean Paul für Sie zusammengestellt.


Du liebes Bayreuth, auf einem so schön gearbeiteten, so grün angestrichenen Präsentierteller von Gegend einem dargeboten – man sollte sich einbohren in dich, um nimmer heraus zu können.


O du geliebtes Bayreuth, in das ich wie in einen Himmel fuhr und in dem ich jede Minute verschlang, aus Furcht, sie fliege ungenossen vorüber -, besuche mich in meinen Höfer Träumen und spiegle dich in ihnen mit deinen Gegenden und Einwohnern ab wie der Himmel im klaren Bach.


Der Mensch ist gut und will nicht, daß man vor einem andern als ihm selbst krieche.


Ein Schmeichler ist’s selten aus bloßem Eigennutz, sondern aus Charakter; denn er schmeichelt Niedrigen wie Hohen.


Eine lange Zeit lernt man darum die Menschen nicht kennen, weil man sie überall für besser hält als sich.


Es gibt Menschen, denen jedes Lob Tadel ist, das nicht das größte ist.


Es ist leichter, die Menschen zu lieben als zu ertragen – viele heftig zu lieben, als keinen zu hassen.


Feststehende philosophische Worte sind gefährlich – man bringt sein ganzes Anschauungssystem darunter – und dann versteht man fremde Worte nicht, die man sonst verstände.


In der Liebe wird der Ernst der Jungfrau bezaubern; in der Ehe, die selber ein langer Ernst ist, möchte leichtes Scherzen und Bescherzen der Welt besser einschlagen.


An ungebildeten Leuten ärgert einen Eigennutz nicht.


Jede Freude füllt, jeder Schmerz leert dich, aber in jener hat noch Sehnsucht Platz, in diesem noch Zuversicht.


Warum lieben wir die Tugend an andern zehnmal mehr als an uns? Warum fühlen wir so viel Wärme gegen einen Aufopfernden und halten’s für Schuldigkeit bei uns? Einmal müssen wir uns irren.


Man ist neugierig, die Stellen im Buche zu lesen, die ein anderer unterstrichen hat.


In den Dämmerungen regiert das Herz.


Lass sich doch keine Seele vom Glauben an Gott in ihrer Lebens-Geschichte etwa dadurch abneigen, daß sie zu klein dafür sei in der Menge der Geister und Sonnen.


Gute Weiber gönnen einander alles, ausgenommen Kleider, Männer und Flachs.


Ich kenne nur eine Sache, die süßer ist, als ein Buch zu machen, nämlich eines zu entwerfen.


In phantasiereichen Menschen liegen, wie in heißen Ländern oder auf Bergen, alle Extreme eng beieinander.


Der Mensch ist nie so schön, als wenn er um Verzeihung bittet oder selber verzeiht.


Manche Dichter geraten unter dem Malen schlechter Charaktere oft so ins Nachahmen derselben hinein, wie Kinder, wenn sie träumen zu pissen, wirklich ihr Wasser lassen.


Mancher wird ein freier Diogenes, nicht wenn er in dem Fasse, sondern wenn dieses in ihm wohnt.


Unglück kann sich wie ein Skorpion in jede Ecke verkriechen.


Die Kälte hat ewig ein Sprachrohr und die Empfindung ein Hörrohr. Die Ankunft einer ungeliebten fürstlichen Leiche oder dergleichen Braut hört man an den Polarzirkeln; hingegen wenn wir Niedere unsre Gräber oder unsre Arme mit Geliebten füllen: so fallen bloß einige ungehörte Tränen, trostlose oder selige.


Die Leidenschaft macht die besten Beobachtungen und die elendesten Schlüsse. Sie ist ein Fernrohr, dessen Feld desto heller, je enger es ist.


Wenn man beim Stiche der Biene oder des Schicksals nicht stillehält, so reißet der Stachel ab und bleibt zurück.


ein Charakter ist ein Fels, an welchem gestrandete Schiffer landen und anstürmende scheitern.


Da aber der Deutsche keine Zeit so gern erlebt als Bedenkzeit – zu seinem größten Schritt, den er tat, nämlich ins Leben, nahm er sich gar eine Bedenkewigkeit -: so gibt er dem festen langsamen Schreiben den Preis vor dem leichten her- und wegrauschenden Sprechen; ungleich dem Süden ist er weniger ein redseliges als ein schreibseliges Volk, wie seine Registraturen und Bücherschränke ansagen.


Das körperliche Herz sei das Muster des geistigen: verletzbar, empfindlich, rege und warm, aber ein derber, frei fortschlagender Muskel hinter dem Knochengitter, und seine zarten Nerven sind schwer zu finden.


Die weibliche Kleider-Liebe hat samt der Reinlichkeit, welche gleichsam auf der Grenzscheide zwischen Leib und Sittlichkeit wohnt, eine Wand– und Tür-Nachbarin, nämlich Herzens-Reinheit.


Die Wiederholung ist die Mutter – nicht bloß des Studierens, sondern auch der Bildung.


Ein verdrießlicher Gott ist ein Widerspruch oder der Teufel.


Einen traurigen Mann erduld‘ ich, aber kein trauriges Kind.


Einzelne Regeln ohne den Geist der Erziehung sind ein Wörterbuch ohne Sprachlehre.


Hinter einem voranziehenden Gott würden alle Menschen Götter. Tilgt ihr aber das Ideal aus der Brust, so verschwindet damit Tempel, Opferaltar und alles.


Jede gute Erzählung, so wie gute Dichtung, umgibt sich von selber mit Lehren.


Jedes Ich ist Persönlichkeit, folglich geistige Individualität.


Mit einer Kindheit voll Liebe aber kann man ein halbes Leben hindurch für die kalte Welt haushalten.


Es ist nicht gut, wenn in die Geschichte eines Mannes – und heckte er täglich die neuen Einfälle zu Schocken – das Schicksal selber ein Wortspiel wie ein Nestei gelegt hat; auf diesem Ei sitzt und brütet er sein Leben lang und will etwas herausbringen.


Armut ist die einzige Last, die schwerer wird, je mehr Geliebte daran tragen.


Dass du gewiss in Bayreuth selig sein wirst, so sehr sind dessen Häuser und Berge zu loben.


Der Hauptfehler des Menschen bleibt, dass er so viele kleine hat.


Hier auf dem offenen Meere der Welt, mitten unter hundert Schiffen, kann ich Dir nicht durch das Sprachrohr der Presse das zuschreien, was ich Dir viel lieber nahe an Deinem Angesicht und an Deiner Brust zuflüstern möchte.


Nie vergesse der Dichter über der Zukunft, die ihm eigentlich heller vorschimmert, die Forderungen der Gegenwart und also des nur an diese angeschmiedeten Lesers.


Die bloße Empfindung schafft nicht den Dichter, aber der bloße Dichter auch nicht jene. Im ersten Irrtum ist der Jüngling, im zweiten der Kritiker.


Der Humor, als das umgekehrt Erhabene, vernichtet nicht das Einzelne, sondern das Endliche durch den Kontrast mit der Idee.


Alle plötzlichen Dämmerungen sind nur die der Sonnenfinsternisse und also keine wachsende, sondern ebenso plötzlich verschwindende.


Berlin ist mehr ein Welttheil, als eine Stadt, wo sich aus der größeren Menge leichter eine gesellige Einsamkeit erwählen ließe. Da fänden Sie Ihren ruhigsten Hafen in Deutschland.


Briefe verbrennen. Nie thät ichs. Alles untergehende Leben kommt wieder; diese Geschöpfe dieses Herzens und Kopfes nie. Durchstreicht die Namen, verwechselt die Handschrift; aber lasset die Seele leben, die gerade in Briefen am innigsten lebt. (Nr. 994) Ideen-Gewimmel. Texte & Aufzeichnungen aus dem unveröffentlichten Nachlaß Hrsg. Thomas Wirtz & Kurt Wölfel Eichborn, Frankfurt a. M. 1996, S. 170


Das Alter ist nicht trübe, weil darin unsre Freuden, sondern weil unsre Hoffnungen aufhören.


Der Dichter gleicht der Saite: Er selber macht sich unsichtbar, wenn er sich schwingt und Wohllaut gibt.


Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus welchem wir nicht getrieben werden können.


Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.


Eine neue Rolle des Lebens spielt der Mensch am wärmsten und am besten; über unsern Antrittspredigten schwebt der Heilige Geist brütend mit Taubenflügeln – nur später liegen die Eier kalt.


Es hat mich oft verdrüßlich gemacht, daß ich jeder Vorrede, die ich schreibe, ein Buch anhängen muß


Je älter man wird, desto lieber will man sprechen, und desto weniger schreiben, besonders Briefe. (Nr. 1387) Ideen-Gewimmel. Texte & Aufzeichnungen aus dem unveröffentlichten Nachlaß Hrsg. Thomas Wirtz & Kurt Wölfel Eichborn, Frankfurt a. M. 1996, S. 231


Mädchen und Gold sind desto weicher, je reiner sie sind.


Nur sein Auge sah alle die tausend Qualen der Menschen bei ihren Untergängen – Diesen Weltschmerz kann er, so zu sagen, nur aushalten durch den Anblick der Seligkeit, die nachher vergütet.


Ser viele sind schon entzükt über ein Buch, wenn nichts darin steht als ihre vorigen Meinungen gedrukt. (Nr. 186) Ideen-Gewimmel. Texte & Aufzeichnungen aus dem unveröffentlichten Nachlaß Hrsg. Thomas Wirtz & Kurt Wölfel Eichborn, Frankfurt a. M. 1996, S. 51


Wie lächerlich ich mir jetzo vorkomme, wenn ich meinen älteren Werken Seitenhiebe auf Hof vorfinde, welche ich in der Hoffnung that, der Stadt etwas zu versetzen! Denn bis diese Minute hat sie es vielleicht nicht gelesen.


Der Humor ist keine Gabe des Geistes, er ist eine Gabe des Herzens.


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