Die besten Sprüche und Zitate von Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky (1890-1935) – Deutscher Journalist und Schriftsteller

In diesem Artikel haben wir die besten Sprüche und Zitate von Kurt Tucholsky für Sie zusammengestellt.


Da gab es vier Jahre lang ganze Quadratmeilen Landes, auf denen war der Mord obligatorisch, während er eine halbe Stunde davon entfernt ebenso streng verboten war. Sagte ich: Mord? Natürlich Mord. Soldaten sind Mörder.


Das Christentum braucht nur ein Jahrtausend in seiner Geschichte zurückzublättern: im Anfang war es wohl die Güte, die diese Religion hat gebären helfen – zur Macht gebracht hat sie die Gewalt.


Das Volk versteht das meiste falsch; aber es fühlt das meiste richtig.


Den Mann gibt es gar nicht; er ist nur der Lärm, den er verursacht.


Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.


Der geschickte Journalist hat eine Waffe: das Totschweigen – und von dieser Waffe macht er oft genug Gebrauch.


Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.


Deutsche, kauft deutsche Zitronen!


Dick sein ist keine physiologische Eigenschaft – das ist eine Weltanschauung.


Die alte Ordnung, die heute noch genau so besteht wie damals, nahm und gab dem Deutschen: sie nahm ihm die persönliche Freiheit, und sie gab ihm Gewalt über andere.


Die Ehe war zum jrößten Teile // vabrühte Milch un Langeweile. // Un darum wird beim Happy-end // im Film jewöhnlich abjeblendt.


Die Grausamkeit der meisten Menschen ist Phantasielosigkeit und ihre Brutalität Ignoranz.


Die Katholiken terrorisieren das Land mit einer Auffassung vom Wesen der Ehe, die die ihre ist und die uns nichts angeht.


Die menschliche Dummheit ist international.


Dies ist die wahrste aller Demokratien, die Demokratie des Todes.


Die Zahl der deutschen Kriegerdenkmäler zur Zahl der deutschen Heine-Denkmäler verhält sich hierzulande wie die Macht zum Geist.


Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, dass Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege: wer die Butter hat, wird frech.


Eine Reisebeschreibung ist in erster Linie für den Beschreiber charakteristisch, nicht für die Reise.


Einige Analphabeten der Nazis, die wohl deshalb unter die Hitlerschen Schriftgelehrten aufgenommen worden sind, weil sie einmal einem politischen Gegner mit dem Telephonbuch auf den Kopf gehauen haben, nehmen Nietzsche heute als den ihren in Anspruch. Wer kann ihn nicht in Anspruch nehmen! Sage mir, was du brauchst, und ich will dir dafür ein Nietzsche-Zitat besorgen.


Es gibt keinen Erfolg ohne Frauen.


Es gibt vielerlei Lärme. Aber es gibt nur eine Stille.


Es is so ein beruhjendes Jefiehl. Man tut wat for de Revolutzjon, aber man weeß janz jenau: mit diese Pachtei kommt se nich.


Gegen Hitler und seine Leute ist jedes Mittel gut genug. Wer so schonungslos mit andern umgeht, hat keinen Anspruch auf Schonung – immer gib ihm!


Gott erhalte uns die Freundschaft. Man möchte beinah glauben, man sei nicht allein.


Hundebesitzer sind die rücksichtslosesten Menschen auf der Welt.


Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg.


Man fällt nicht über seine Fehler. Man fällt immer über seine Feinde, die diese Fehler ausnutzen.


Man hebt einen Stand am besten dadurch, daß man sich eine gute Konkurrenz schafft.


Missionare müssen indianisch lernen – mit lateinisch bekehrt man keine Indianer.


Möge das Gas in die Spielstuben eurer Kinder schleichen. Mögen sie langsam umsinken, die Püppchen. Ich wünsche der Frau des Kirchenrats und des Chefredakteurs und der Mutter des Bildhauers und der Schwester des Bankiers, dass sie einen bittern qualvollen Tod finden, alle zusammen. Weil sie es so wollen, ohne es zu wollen. Weil sie faul sind. Weil sie nicht hören und nicht sehen und nicht fühlen.


Musiker sind nicht eitel – sie bestehen aus Eitelkeit; die Eitelkeit ist ein lebensnotwendiger Bestandteil ihres Wesens.


Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben.


Nie geraten die Deutschen so außer sich, wie wenn sie zu sich kommen wollen.


Politik kann man in diesem Lande definieren als die Durchsetzung wirtschaftlicher Zwecke mit Hilfe der Gesetzgebung.


Recht kann man nur in bedrohten Lagen erkennen; wenn es da nicht gilt, taugt es nichts. Im Alltag, wo nichts vor sich geht, kann jeder ein Rechtsbewahrer sein.


Schulreform ohne Gesellschaftsreform ist ein Unding.


Sie sprach soviel, dass ihre Zuhörer davon heiser wurden.


Was die Weltwirtschaft angeht, so ist sie verflochten.


Wenn die Amerikanerin so lieben könnte, wie die Deutsche glaubt, dass die Französin es täte – dann würde sich die Engländerin schön freuen. Sie hätte einen herrlichen Anlass, sich zu entrüsten.


Wenn einer spricht, müssen die andern zuhören – das ist deine Gelegenheit. Mißbrauche sie.


Wenn wir einmal nicht grausam sind, dann glauben wir gleich, wir seien gut.


Wohin treiben wir? Wir lenken schon lange nicht mehr, führen nicht, bestimmen nicht. Ein Lügner, wers glaubt. Schemen und Gespenster wanken um uns herum – taste sie nicht an: sie geben nach, zerfallen, sinken um. Es dämmert, und wir wissen nicht, was das ist: eine Abenddämmerung oder eine Morgendämmerung.


Zwischenstaatlich organisiert sind in Europa nur das Verbrechen und der Kapitalismus.


Alte haben gewöhnlich vergessen, dass sie jung gewesen sind, oder sie vergessen, dass sie alt sind, und Junge begreifen nie, dass sie alt werden können.


Der Mensch hat neben dem Trieb der Fortpflanzung und dem, zu essen und zu trinken, zwei Leidenschaften: Krach zu machen und nicht zuzuhören.


Der Mensch ist ein politisches Geschöpf, das am liebsten zu Klumpen geballt sein Leben verbringt. Jeder Klumpen haßt die andern Klumpen, weil sie die andern sind, und haßt die eignen, weil sie die eignen sind. Den letzteren Haß nennt man Patriotismus.


Jeder Mensch hat 1 Leber, 1 Milz, 1 Lunge und 1 Fahne; sämtliche vier Organe sind lebenswichtiger Natur. Es soll Menschen ohne Leber, ohne Milz und mit halber Lunge geben; Menschen ohne Fahne gibt es nicht.


Menschen miteinander gibt es nicht. Es gibt nur Menschen, die herrschen, und solche, die beherrscht werden.


Der Mensch besteht aus Knochen, Fleisch, Blut, Speichel, Zellen und Eitelkeit.


Alles ist richtig, auch das Gegenteil. Nur


Das Christentum ist eine gewaltige Macht. Dass zum Beispiel protestantische Missionare aus Asien unbekehrt wieder nach Hause kommen – das ist eine große Leistung.


Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehn. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen.


Den meisten Leuten sollte man in ihr Wappen schreiben: Wann eigentlich, wenn nicht jetzt?


Deutschland ist eine anatomische Merkwürdigkeit: Es schreibt mit der Linken und tut mit der Rechten.


Der Leser hats gut: er kann sich seine Schriftsteller aussuchen.


Er war eitel wie ein Chirurg, rechthaberisch wie ein Jurist und gutmütig wie ein Scharfrichter nach der Hinrichtung.


Erwarte nichts. Heute: das ist dein Leben.


Es gibt Leute, die wollen lieber einen Stehplatz in der ersten Klasse als einen Sitzplatz in der dritten. Es sind keine sympathischen Leute.


‚Die Frauen sind die Holzwolle in der Glaskiste des Lebens‘


Ich mag mich nicht gern mit der Kirche auseinandersetzen; es hat ja keinen Sinn, mit einer Anschauungsweise zu diskutieren, die sich strafrechtlich hat schützen lassen.


In der Ehe pflegt gewöhnlich immer einer der Dumme zu sein. Nur wenn zwei Dumme heiraten -: das kann mitunter gut gehn.


Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.


Komische Junge sind viel seltener als komische Alte.


Lass dir von keinem Fachmann imponieren, der dir erzählt: ‚Lieber Freund, das mache ich schon seit zwanzig Jahren so!‘ – Man kann eine Sache auch zwanzig Jahre lang falsch machen.


Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa die herrschenden faschistischen Mächte. Es lohnt nicht – so tief kann man nicht schießen.


Shaw. So ernst, wie der heiter tut, ist er gar nicht.


Wegen ungünstiger Witterung fand die deutsche Revolution in der Musik statt.


Wie rasch altern doch die Leute in der SPD -! Wenn sie dreißig sind, sind sie vierzig; wenn sie vierzig sind, sind sie fünfzig, und im Handumdrehn ist der Realpolitiker fertig.


Der Satiriker ist ein gekränkter Idealist: er will die Welt gut haben, sie ist schlecht, und nun rennt er gegen das Schlechte an.


Die echte Satire ist blutreinigend: und wer gesundes Blut hat, der hat auch einen starken Teint. Was darf Satire? Alles.


Übertreibt die Satire? Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.


Da stehe ich auf der Brücke und bin wieder mitten in Paris, in unserer aller Heimat. Da fließt das Wasser, da liegst du, und ich werfe mein Herz in den Fluss und tauche in dich ein und liebe dich.


Die französischen Kriegerdenkmäler sind nicht weniger schauerlich als die unsern – aber nicht so aggressiv.


Heimlich zugebend, daß die Bergpredigt für ihn nicht gelte, daß die vom Individuum geforderte Moral für ihn nicht gelte, daß die einfachsten altruistischen Gebote für ihn nicht gelten, will der Staat Gott verdrängen und sich an seine Stelle setzen.


Was die Kirche nicht verhindern kann, das pflegt sie wenigstens zu segnen.


Das ist schön, mit jemandem schweigen zu können.


Die Gleichgültigkeit so vieler Menschen beruht auf ihrem Mangel an Phantasie.


Freundschaft, das ist wie Heimat.


Ist dir noch nicht aufgefallen, wie viel Frechheit durch Unsicherheit zu erklären ist?


Man denkt oft, die Liebe sei stärker als die Zeit. Aber immer ist die Zeit stärker als die Liebe.


Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.


Denn das ist Humor: durch die Dinge durchsehen, wie wenn sie aus Glas wären.


Im übrigen gilt ja hier derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als der, der den Schmutz macht.


Der Wert eines Menschen hängt nicht von seinem Soldbuch ab.


Eine Regierung ist nicht der Ausdruck des Volkswillens, sondern der Ausdruck dessen, was ein Volk erträgt.


Mich haben sie falsch geboren.


Wer die Freiheit nicht im Blut hat, wer nicht fühlt, was das ist: Freiheit – der wird sie nie erringen.


Aber wenn wir nicht mehr wollen: dann gibt es nie wieder Krieg!


Dass der Arbeiter für seine Arbeit auch einen Lohn haben muss, ist eine Theorie, die heute allgemein fallen gelassen worden ist.


Denn was die Kirche nicht verhindern kann, das segnet sie. Ein Pyrenäenbuch, Berlin 1927


Denn wer die deutsche Sprache beherrscht, wird einen Schimmel beschreiben und dabei doch das Wort »weiß« vermeiden können.


Der eigene Hund macht keinen Lärm – er bellt nur.


Der schönste Schmuck für einen weißen Frauenhals ist ein Geizkragen.


Die Basis jeder gesunden Ordnung ist ein großer Papierkorb.


Die Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das den Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche dafür aber nichts zu tun.


Du stolperst auf den langen Beinen – // da stehst du nun, Karl Valentin … // Da fragt man sich, // ja gibt es dich? // Wir werden wohl vor Lachen weinen – // Grüß Gott! // Willkommen in Berlin -!


Ja, das möchste: // Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, // vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; // … eine süße Frau voller Rasse und Verve – // (und eine fürs Wochenend, zur Reserve).


Jede Nation hat sich immer und überall auf der Welt von der andern ein vereinfachendes Plakatbild gemacht, das meist so vergröbert ist, dass es überhaupt nicht mehr stimmt …. Engländer haben Backenbart und karierte Hosen; die Amerikaner legen die Beine auf den Tisch, Deutsche essen Sauerkraut – immer, in allen Lebenslagen – und die Franzosen? Die habens mit den Weibern – man weiß das ja! -, trinken Champagner und sind leichtfertige Windhunde.


Juristerei ist keine Wissenschaft. Sie ist bestenfalls ein Handwerk. Aber Richten und Entscheiden ist oft mehr: das ist eine Kunst.


Neben mir saß ein alter Herr mit den vernünftigen, braunen Augen des gebildeten Franzosen: sie tränten ihm – so litt er unter der Schläfrigkeit. Die Zuhörer schliefen reihenweise ein; dass sie nicht an Langerweile zugrunde gingen, lag wohl an den wohltätigen Folgen weißer Magie.


Und nichts ist schlimmer als ein Buch anzufangen und es dann nicht mehr zu Ende lesen zu können.


Was aber machte der Mann, der aus Deutschland stammte, zuallererst? Er machte sich wichtig.


Was für eine Zeit! Ein Kerl etwa wie ein armer Schauspieler, der sommerabends zu Warnemünde, wenns regnet, im Kurhaus eine »Réunion« gibt, alles aus zweiter Hand, ärmlich, schlecht stilisiert … und das hat Anhänger -! Wie groß muss die Sehnsucht in den Massen sein, die verlorengegangene Religion zu ersetzen! Welche Zeit -!


Wem Gott Verstand gibt, dem gibt er auch ein Amt.


Wenn dem Deutschen so recht wohl ums Herz ist, dann singt er nicht. Dann spielt er Skat.


Wenn einer bei uns einen guten politischen Witz macht, dann sitzt halb Deutschland auf dem Sofa und nimmt übel.


Wer die Enge seiner Heimat ermessen will, reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte.


Wer in einem blühenden Frauenkörper das Skelett zu sehen vermag, ist ein Philosoph.


Wohltaten, Mensch, sind nichts als Dampf. // Hol dir dein Recht im Klassenkampf -!


Zu seinem Wiederaufbau braucht Deutschland vor allem einmal viele Generationen, die gar nicht wissen, was ein Dienstbefehl ist. Wir haben genug von »gedienten Leuten«. Das Gesetz muß – im Namen der Freiheit – verschwinden.


Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.


Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte recht haben.


Der Vorteil der Klugheit liegt darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.


Wenn Wahlen was ändern würden, wären sie verboten.


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